Eine Visite bei den Kindern

Hikaf Schule teilweise fertig

Da Priester Hippolyte Badika zurück in den Kongo gehen musste, war für Hilde Jürgens als Vorsitzende des HIKAF-Fördervereins der Zeitpunkt gekommen, das Projekt vor Ort näher kennenzulernen. Darum flog sie Ende Januar für drei Wochen in den Kongo. Jetzt berichtet sie für die EV-Leser von ihren Erlebnissen in einem „anderen“ Land: Ich wurde am Flughafen in Kinshasa vom Kaplan und Schwester Cyprienne abgeholt und wir fuhren mit dem Wagen durch Kinshasa bis Ngaliema – die nordwestlichste Kommune von Kinshasa. Der Flughafen befindet sich am Ostteil der Hauptstadt. Vom Flughafen bis zum Projekt brauchten wir 90 Minuten. Bei großem Verkehr kann auch die Reise über zwei Stunden dauern.

Wenn man am zugemauerten Projektgelände steht, glaubt der Betrachter nicht, dass er in Afrika ist. Es sei denn, in der dunklen Nacht fällt der Strom aus.

Viele Jahre habe ich in Emsdetten und Bocholt gelebt. Hier habe ich meine Freunde. Hier war ich Zuhause. Im Kongo war ich zu Beginn ein Fremder im eigenen Land.

HIPPOLYTE BADIKA

Am Anfang meines Aufenthaltes kamen viele Priester. Sie hatten gehört, dass Hippolyte Badika ins Bistum Kisantu zurückgekehrt ist. Einige dieser Priester sind seine ehemaligen Studenten. Vor 18 Jahren – lange vor seinem Aufenthalt in Europa unterrichtete Badika Philosophie am Priesterseminar in Mayidi. Sie wollen ihren ehemaligen Professor begrüßen. Sie bringen Früchte mit, bleiben zum Abendbrot und plaudern aus alten Zeiten.

Sehr oft kommt auch der Bischof Dr. Fidéle zu Besuch. Er besichtigt den Neubau der Schule und freut sich immer über das Abendessen. Hat er keine Zeit, nimmt er es kurzerhand eingepackt mit und isst es dann mit seinem Fahrer Floribert in Limete, einem Bischofshaus in Kinshasa.

Das Projekt HIKAF versorgt heute 46 Kinder. Für sie werden Schulgeld, Schulmateralien und Schuluniformen bezahlt. Sieben Kinder sind im Internat – teils Waisenkinder oder Kinder aus zerrütteten Familien. Da es im Kongo keine Krankenversicherung gibt, werden diese Kinder auch noch medizinisch versorgt.

Mitte Februar zum Beispiel brachte Oberin Gerardine vom Internat Kasangulu das HIKAF-Kind Letizia sonntags zu uns. Letizia hatte eine Blinddarmentzündung. Wir bringen sie nachmittags ins Krankenhaus Monkole. Dieses Krankenhaus wurde vor fünf Jahren von Opus Dei nach europäischem Stil gebaut. Ehe eine Untersuchung im Krankenhaus erfolgte, mussten an der Kasse zunächst 65 Euro gezahlt werden.

Und jetzt glauben alle, ich musste wochenlang auf Strohmatten auf dem Boden schlafen, in einer Hütte oder so. Alles Blödsinn; in dem Haus für Gäste sind normal Zimmer mit Betten. Nur der Strom fällt häufig aus.

HILDE JÜRGENS

Der diensthabende Arzt ordnete einen Krankenhausaufenthalt an. Für den kommenden Tag musste die Verpflegung bezahlt werden: für Frühstück und Abendbrot je drei Euro und für das Mittagessen fünf Euro.

Am Montag erfahren wir bei einem Anruf im Krankenhaus, dass Letizia am Dienstag operiert werden soll. Zuvor müssen aber für die Operation 350 Dollar gezahlt werden, außerdem sollen medizinische Artikel, wie Spritzen, Handschuhe, Tabletten usw. gekauft werden. Nach geglückter Operation kann Letizia nach drei Tagen das Krankenhaus verlassen, muss aber in den nächsten zwei Wochen immer wieder zur Kontrolle gebracht werden.

Nach drei Wochen bringen wir sie genesen ins Internat Kasangulu zurück. Wir nehmen von draußen Einblick in den Schlafsaal. Auf Zementfußboden stehen 25 Stahlbetten – die Matratzen müssen mitgebracht werden – vielleicht 20 bis 30 Zentimeter voneinander entfernt. Keine hat einen Schrank oder ein Nachtschränkchen. Am Tag liegen die Habseligkeiten der Kinder auf dem Bett, nachts unter dem Bett.

Ende Februar haben die Kinder nach Prüfungen vier Tage Ferien. Die Internatskinder kommen mit ihren Rucksäcken, bringen schmutzige Bettwäsche mit, die gewaschen und gebügelt werden muss. Bei uns wohnen Schico (14 Jahre) und Gloria (15 Jahre). Die Mutter des Geschwisterpaares kam vor zwölf Jahren bei einem Autounfall ums Leben, der Vater ist verschollen. Er war Militärarzt im Osten Kongos.

Gefüttert werden bei HIKAF 46 Kaninchen sowie deutsche und afrikanische Hühner und auch Wachteln. HIKAF hat in Kimpemba, dem Geburtsort von Badika, Ländereien. Angebaut werden Erdnüsse, Mais und Maniok. Diese Ländereien werden von Constantine, der Schwester von Hippolyte Badika, verwaltet.

Es werden noch Paten für die Schulkinder gesucht. Wer eine Patenschaft übernehmen möchte, melde sich bitte unter der Telefonnummer 4815. Spenden für HIKAF sind immer erwünscht und eine Spendenquittung kann angefordert werden. Spenden und Zuwendungen bitte auf das Konto DE68 4015 3768 0000 1526 66 bei der Verbundsparkasse Emsdetten-Ochtrup.

Erschienen in: Emsdettener Volkszeitung, 13. Mai 2006

 

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